Stress ist allgegenwärtig und scheint manchmal sogar zum guten Ton zu gehören. Bist du als Manager: in nicht gestresst, leistest du dann wirklich etwas? Eine Freundin von mir entschuldigt, seit ich sie kenne, all ihre Unverbindlichkeit mit Stress: Stress mit den Kindern, Stress durch Krankheit, Stress im Job, Stress durch Überforderung – alles ist einfach immer zu viel. Sie leidet wirklich unter ihrem Stress, was wiederum Stress erzeugt.
Ob im Beruf, im Privatleben oder durch äußere Einflüsse – Stresssituationen sind nicht zu vermeiden. Es geht darum, wie wir mit ihnen umgehen und vor allem, wie wir die Negativspirale des Stress in unserem Leben durchbrechen. Doch wie soll das funktionieren?
Selbsterkenntnis als Grundlage der langfristigen Stressbewältigung
Bevor du konkrete Maßnahmen zur Stressreduktion ergreifst, ist es wichtig, dich selbst besser kennenzulernen. Jeder Mensch hat einzigartige Bedürfnisse, Grenzen und Werte, die berücksichtigt werden müssen. Diese gilt es zu erforschen und zu analysieren, bevor du passende Verhaltensweisen entwickeln kannst.
Dies funktioniert über intensive Selbsterkundung. Es geht darum, (Familien-)Muster in der Stressbewältigung zu erkennen, negative Glaubenssätze und destruktive Strategien zu erforschen. Wesentlich dabei ist, welche davon durch welche Situationen und Menschen erlernt und/oder von z.b. Eltern übernommen wurden. Diese Übernahme geschieht völlig unbewusst. Zudem ist es wichtig zu erkennen, ob du für deine Grenzen und Bedürfnisse kämpfen musst und das Gefühl hast, sie verteidigen zu müssen. Kampf, Widerstand und Verteidigung erzeugen Stress und führen weiter in die Stress-Negativspirale.
Strategien zur Stressbewältigung
Schritt 1, die Selbsterkenntnis, ist unabdingbar, um Stress zu bewältigen! Nachdem du dich selbst besser kennengelernt hast, geht es darum, destruktive Muster, negative Glaubenssätze und erlernte Verhaltensweisen loszulassen. Ich weiß, dass dies nicht einfach ist und erfordert oft Begleitung, da diese Themen unbewusst ablaufen. Das ist allerdings die Basis der Stressbewältigung.
Erst dann kannst du einen konkreten Plan zur Stressbewältigung entwickeln. Ich kenne viele Menschen, die von einer Yogastunde zur nächsten rennen, meditieren, Sport treiben und sich Auszeiten nehmen, aber trotzdem nicht zur Ruhe kommen. Sie haben sich ihre destruktiven Verhaltensweisen noch nicht bewusst gemacht und konnten sie somit noch nicht loslassen; oft auch, da sie unbewusst ihren Eltern noch etwas beweisen wollen. Oder sie leisten, leisten und leisten… genau aus dem selben Grund. Müßiggang, Stille, Coaching und Achtsamkeit helfen dir dabei, deine inneren übernommenen Stimmen zu hören.
Neben dem Verabschieden von destruktiven Strategien und Glaubenssätzen, die zur langfristigen Stressbewältigung beitragen, geht es um Auszeiten, die auf deine eigenen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Sport und körperliche Aktivitäten setzen Endorphine frei, die uns glücklicher und entspannter machen. Ob Joggen, Yoga oder ein Spaziergang im Park – jede Form von Bewegung hilft, kurzfristig Stress abzubauen. Die Natur hat eine beruhigende Wirkung auf unser Nervensystem und hilft, inneren Frieden zu finden. Körperliche Berührungen wie Massagen, Kuscheln oder Osteopathie setzen zudem Oxytocin frei.
Austausch und Aktivitäten mit Freunden sind besonders effektiv, da soziale Unterstützung, Leichtigkeit und Kommunikation bedeutende Faktoren für unser emotionales Wohlbefinden sind. Ich finde, deinen Freunden Zeit zu schenken ist die schönste Art der Wertschätzung. Ausreichender und erholsamer Schlaf ist ebenfalls essenziell für die Stressbewältigung. Achte auf eine regelmäßige Schlafroutine und schaffe eine entspannende Schlafumgebung.
Methoden wie Meditation, Progressive Muskelentspannung, MBSR oder Atemübungen können helfen, Stress im Kopf abzubauen und innere Ruhe zu finden.
Achtsamkeit und Visualisierung
Um unterbewussten Stress abzubauen und mehr Achtsamkeit in den Alltag zu integrieren, sind spezielle Übungen hilfreich. Eine effektive Übung kombiniert Achtsamkeit und Visualisierung. Diese Übung kann helfen, psychischen Stress abzubauen und mehr innere Gelassenheit zu finden. Sie ist besonders nützlich in akuten Stresssituationen, aber auch als regelmäßige Praxis zur Stressprävention.
Stressbewältigung am Arbeitsplatz
Der Arbeitsplatz ist oft eine Hauptquelle, die uns gefühlt Stress verursacht. Hier sind einige Tipps zur Stressbewältigung am Arbeitsplatz:
- Arbeitsplanung: Plane deinen Arbeitstag im Voraus und setze Prioritäten. Vermeide Multitasking, da dies oft zu zusätzlichem Stress führt. Setze dir Fokuszeiten, in denen du deine Prio-Themen bearbeitest. Hierfür gibt es wunderbare Tools.
- Regelmäßige Pausen: Kurze Pausen alle 90 Minuten können Wunder wirken. Oder kennst du die Pomodoro-Technik?
- Aufgeräumter Arbeitsplatz: Ein aufgeräumter, strukturierter und ergonomisch gestalteter Arbeitsplatz beugt Stress vor. Dinge, die du nicht findest, erzeugen Stress.
- Klare Kommunikation: Offene, gewaltfreie und klare kann Missverständnisse vermeiden und die Kultur durch tiefes Verständnis verbessern. Dadurch entsteht Sicherheit. Psychologische Sicherheit ist wiederrum die Basis von High-Performance-Teams.
Stress bewältigen ist eine lebenslange Aufgabe, aber mit der passenden Selbstreflexion, den richtigen Tools, einem passenden Plan und Übungen kann jeder lernen, gut mit Stress umzugehen und ihn reduzieren. Finde, nach dem du dir deiner negativen Strategien und Glaubenssätze bewusst bist, heraus, was für dich am besten funktioniert.
Wenn du langfristig gelassener und ausgeglichener bist, kannst du wieder konstruktiv mit Stress umgehen und die Negativspirale in eine Positivspirale verwandeln.
Bleibe achtsam – dein Körper, Herz und Geist werden es dir danken.
Von Herzen, Julia
